
Nijdra Group feiert ihr 50-jähriges Bestehen!
Nijdra Group feiert ihr 50-jähriges Bestehen!
„Die Leute haben meistens keine Ahnung, was wir hier machen...“.
Wer über den Bamestraweg ins Gewerbegebiet des nordholländischen Middenbeemster fährt, kommt ganz von selbst an der Zentrale von Nijdra Group vorbei. Ein Name, der vielen Leuten in der Region sehr bekannt ist. Aber was ist Nijdra eigentlich, was machen sie genau und wofür stehen sie? Nur wenige kennen die Antworten auf diese Fragen. Ein schöner Anlass, um mal hineinzugehen und nachzufragen: Der Familienbetrieb mit gut hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht kommenden November genau 50 Jahre.
Der Ausstellungsraum, wo wir empfangen werden, steht voller feinmechanischer Teile und Baugruppen von Produkten, die Nijdra im Laufe der Zeit hergestellt hat. Von den kleinsten wichtigen Bauteilen im Inneren von Maschinen bis zu kompletten Baugruppen im Tischmodell. „Wir helfen, die Welt ein bisschen schöner zu machen“, sagt Direktionsmitglied Jeroen Nije nicht ohne Stolz. Und das stimmt auch. Nijdra arbeitet nämlich vor allem mit der (bio-)medizinischen, analytischen, optischen und pharmazeutischen Industrie zusammen. Dort also, wo Präzision oft buchstäblich von Lebensbelang ist. Co-Engineering, Drehen, Fräsen, Schleifen bis zu 0,0001 mm genau, Montage...., das alles findet in den ultramodernen Fabriken von Nijdra statt. Zwei davon, darunter de hochautomatisierte und robotisierte Produktionsfabrik, stehen in Middenbeemster, ebenso wie die Zentrale mit der Montage-Abteilung. Die Fabrik in Heerhugowaard produziert kleinen Serien und Komponenten in Prototypen.
Die Leute haben meistens keine Ahnung davon, was das alles beinhaltet. Und das ist nicht so verwunderlich. Die Produkte und Baugruppen, die Nijdra für seine Auftraggeber macht, sind nämlich oft nicht sichtbar. Aber sie sind durchaus von wesentlicher Bedeutung im Inneren der Hightech-Maschinen. In Röntgen- und Diagnosegeräten zum Beispiel. Aber auch in medizinischen Mikroskopen, Gasentnahmestellen bei Krankenhausbetten, in Geräten, mit denen Brillengläser geschliffen werden, Fernsehkameras, Maschinen, die Computerchips produzieren, Kopfhörer von Sennheiser, in Flugzeugen, Booten, Schiffen, Prothesen..., allem, was man sich nur vorstellen kann. Jeroen: „Man muss es wirklich wissen, denn auf den Endprodukten steht nie unser Name. Doch Tatsache ist, dass Nijdra in vielen Dingen, mit denen man täglich zu tun hat, eine wichtige Rolle spielt.“
Fokker
Nijdra ist noch ein echter Familienbetrieb. Zusammen mit seiner Schwester Saskia und ihrem Partner Dennis van Dijk bildet Jeroen tatsächlich die dritte Generation, die die Firma leitet. Ihr Vater Johan Nije - er starb 2020, aber sein Geist ist immer noch sehr präsent - übernahm 1974 die konventionelle Dreherei seines Vaters und sorgte für das Wachstum der Firma. Seine Frau Ineke, inzwischen 74 Jahre und noch als Teilhaberin involviert, war dabei, als alles begann. „Johan und ich haben uns bei Fokker kennengelernt“, sagt sie zurückblickend. „Er war dort Metallbearbeiter, ich arbeitete in der Kantine. Sein Vater wollte unbedingt, dass er dort seinen Berufsabschluss macht, aber Johan war anderer Meinung. Er ging weg und bewarb sich bei anderen Drehereien. Aber weil alle Angst hatten, dass er dort etwas „abgucken“ könnte, wurde er nirgends genommen. Dann hat er doch bei seinem Vater angefangen.“
Johan entpuppte sich als echter Unternehmer und hervorragender Netzwerker. Während sein Vater nicht so viel Lust auf große Investitionen hatte, blickte er in die Zukunft. Sicher, als ihm klar wurde, dass die ersten computergesteuerten Maschinen das althergebrachte Handwerk langsam übernehmen würden. Ineke: „Deshalb beschloss er, sich selbstständig zu machen. Er übernahm ein paar alten Maschinen und wir fanden Räume in der Jacob van Lennepstraat in Amsterdam. Inzwischen waren wir verheiratet und Saskia war auf der Welt. Mit ihr in der Tragetasche ging ich mit, um zu helfen. Dann stellte er eine Drehbank vor mich und ging dann selber los, um neue Aufträge reinzuholen...“

Erste moderne Drehbank
1973 beginnt Johan zum zweiten Mal in der Firma seines Vaters. Dieser ist dann leider so krank, dass die konventionelle Dreherei an der Amsterdamer Prinsengracht in Gefahr ist. Johan nimmt seine eigenen Kunden mit und wird Mitgeschäftsführer des 15 Mitarbeiter zählenden Betriebs. Als er - entschieden gegen den Willen seines Vaters, aber mit einer kräftigen Finanzierungsspritze des damaligen Maschinenlieferanten Gelderblom - doch eine erste moderne Drehbank aufstellt, schießen die Ergebnisse noch weiter nach oben. Die Firma platzt aus den Nähten und zieht nach Westzaan um. Dann auch entsteht im November 1974 - genau vor 50 Jahren also - der aktuelle Name, eine Zusammensetzung aus dem Familiennamen Nije und dem Wort „draaierij“ (Dreherei).
Eine folgende Zeit von wirklich großem Wachstum beginnt 1987, als Nijdra - das Gebäude in Westzaan war langsam auch zu klein geworden - nach Middenbeemster umzieht. „Unter anderem bei Philips in Eindhoven, für das mein Vater damals schon arbeitete, lief er von einem Einkäufer zum anderen und konnte überall einen Auftrag mit nach Hause nehmen“, erzählt Saskia. „Manchmal gab er einfach vor, dass er doch wirklich die richtigen Geräte habe, um es machen zu können, obwohl die Maschinen zu dem Zeitpunkt erst noch gekauft werden mussten...“
In Middenbeemster startet Nijdra am Insulindeweg an der Stelle, wo jetzt der große Stolz und das Rückgrat der Firma steht: die hypermoderne und vollständig mit automatisierten und robotisierten Geräten ausgerüstete Fabrik. Nach unter anderem der Übernahme von MeProTech-Prothesen und Zahnimplantate in Heerhugowaard und einer Erweiterung an der gegenüberliegenden Straßenseite wird 2003 die aktuelle Zentrale mit Montage-Abteilung gebaut. „Die Montage, das Zusammenfügen loser Teile zu einem Endprodukt und das Testen desselben hat Nijdra im Laufe der Jahre einen weiteren enormen Schub gegeben“, erzählt Dennis van Dijk. „Die Nachfrage nach dieser besonderen Dienstleistung wurde immer größer. Zuerst bei Kunden wir Philips und Hoekloos, die viel im Medizinbereich produzierten. Aber später auch bei anderen oft weltweit operierenden Firmen. Diese bekannten Namen mit ihren Hightechprodukten öffneten Nijdra viele Türen. Es waren auch die Referenzen, mit denen wir nach Deutschland und in die Schweiz gingen. Mehr als die Hälfte unseres Umsatzes kommt inzwischen aus diesen Ländern. Bis zum heutigen Tag ist die Montage ein wichtiger Teil der Firma, in dem jetzt etwa 30 von unseren 100 Mitarbeitenden aktiv sind, und zwar in einem Raum, der wirklich allen modernen Anforderungen genügt. So entwickelte sich Nijdra zu einem vollwertigen Systemlieferanten.“

Krise und der Weg nach oben
Als Johan 2012 zurücktrat, war er 62 Jahre alt. Saskia: „Es gab damals keine Zweifel darüber, dass Jeroen und ich es übernehmen würden. Auch wenn ich eigentlich eine ganz andere Ausbildung hatte: die Mode, denn dort lag mein Herz. Aber als ich mit der Ausbildung fertig war, habe ich bei meinem Vater Ferienjob gemacht und bin eigentlich nicht mehr weggegangen. Im Büro lernte ich die Firma von Grund auf kennen. Sehr unangenehm war nach der Übernahme allerdings, dass wir eigentlich direkt in eine Krise schlitterten. Das war eine schwierige Zeit. Mit Hilfe meines Vaters haben wir das Ganze reorganisiert und langsam wieder den Weg nach oben finden können. Es war eine harte, aber gute Lehre. Seit 2018 leiten wir die Firma zu dritt: Jeroen ist der Controller und leitet die Maschinenfabriken, Dennis ist für das Betriebsbüro zuständig und ich kümmere mich um die Montage und das Personalwesen. Wir sind drei Kapitäne auf dem Schiff. Aber wir wissen alle drei sehr gut, wie der Kurs ist und sind immer auf einer Linie.“
Nijdra läuft anno 2024 ausgezeichnet, hat eine interessante und unterschiedliche Kundschaft, einen guten Umsatz und entsprechende Liquidität. „Wir sind auch wirklich furchtbar stolz auf das, was wir geschafft haben“, sagt Jeroen. „Unsere Gebäude sind innen und außen auf dem neuesten Stand der Technik, mit moderner Ausstattung, beschichteten Böden, Klimatisierung, Sonnenkollektoren auf den Dächern, LED-Beleuchtung und hervorragenden Arbeitsbedingungen. Auch die Prozesse und die Verwaltung der Firma sind in Ordnung; wir genügen allen ISO-Standards. Aber das ist natürlich auch alles nötig, wenn man für die Hightech-Industrie arbeitet und jeden Tag das höchste Niveau erreichen will.“

Familienbetrieb
Was laut der drei Mitglieder der Geschäftsführung eine wichtige Basis für den aktuellen Erfolg ist: Nijdra ist nie von unpersönlichen Investoren geschluckt worden mit Aktionären, die vor allem auf die Gewinne schauen. Jeroen: „Wir sind immer noch der heimelige Familienbetrieb. Buchstäblich, aber auch im übertragenen Sinn. Das merken Kunden an unserem persönlichen Engagement, unserer Nahbarkeit, der Bereitschaft mitzudenken und der langfristigen Beziehung, die wir immer anstreben. Aber wir gehen auch sorgsam mit unseren Lieferanten um. Mit vielen hochspezialisierten Firmen haben wir im Laufe der Zeit gute und beständige Beziehungen aufgebaut. Sie kennen unsere Wünsche genau und wissen, was wir brauchen. Wann immer möglich, arbeiten wir gern mit Firmen aus Nordholland zusammen. So unterstützt man - und das finden wir wichtig - die regionale Wirtschaft, von der auch viele unserer eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängig sind.
Und Saskia: „Die Mitarbeitenden sind für uns übrigens superwichtig. Durch ihr Engagement sind wir erfolgreich. Wir schaffen es wirklich zusammen. Sie sehen, dass wir selbst mitarbeiten und mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Und auch für sie sind wir einfach zu erreichen. Wir behandeln unsere Leute wie Familie, fühlen uns in guten und schlechten Zeiten mit ihnen verbunden. Mein Vater lief schon jeden Morgen durch die Firma, um jeden persönlich zu begrüßen; wir machen das auch. Das ist keine aufgesetzte Freundlichkeit. Diese Verbundenheit kann man nicht spielen, die steckt in unseren Genen. Und dies alles führt dazu, dass die Personalfluktuation sehr gering ist.

Junge Leute in der Technik
Dadurch dass der Umsatz von Nijdra nicht von Firmen aus der Umgebung kam und es außerdem nie einen Personalmangel gab, blieb die regionale Bekanntheit der Firma recht niedrig. Dennoch fühlt sich Nijdra der Region stark verpflichtet. Das Unternehmen ist deshalb unter anderem Trikotsponsor von Volendam U21, DEM Ort für junge Fußballtalente, die einst in der Mannschaft von FC Volendam spielen wollen. Nijdra unterstützt damit den Club, aber ergreift so auch die Chance, bekannter zu werden unter jungen Leuten, die einmal im technischem Bereich arbeiten wollen. Das tut die Firma auch durch Kooperationen mit Schulen, die technische Ausbildungen anbieten. „Viele Jugendliche aus der Region werden hier auf eine Karriere auf einem der verschiedenen Technikgebiete vorbereitet“, sagt Saskia. „Wir sagen: Sie sollen nur kommen, die jungen Technikexperten; Nijdra bietet interessante Arbeit und zudem tolle Praktikumsplätze! Und mehr! Denn wir haben großes Vertrauen in die Zukunft dieses Unternehmens.“
Nijdra Group feiert sein Jubiläum auf verschiedene Arten. Dazu gehört natürlich ein schönes Fest für die Belegschaft. Aber die Firma ergreift auch die Gelegenheit, mit einer „Neupositionierung“ von sich reden zu machen. So wird an einem Unternehmensfilm gearbeitet und gibt es eine ganz neue Website. Auf der ist zu sehen, dass dem altbekannten Nijdra-Logo ein vorübergehendes Festlogo hinzugefügt wurde. Dennis: „Wer letzteres mal etwas genauer anschaut, sieht, dass wir es nur etwas modernisiert haben. Mit einer frischeren Farbe und einem Namen, der nicht mehr in einem ovalen Rahmen steht. Womit mir ausdrücken wollen, dass nichts und niemand uns daran hindert, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Noch weiter in Richtung Deutschland und Schweiz, aber auch weiter nach Europa hinein...! Wir sind bereit für noch mehr Erfolg.“