
Nijdra fliegt als erstes zum Mond
Nijdra fliegt als erstes zum Mond
Im September feiert Joeri Prins sein vierzehntes Jahr bei der Nijdra Group. Was im Messraum begann, wo er Produkte überprüfte, entwickelte sich zu einer Funktion, in der er für das gesamte Qualitätssystem der Organisation zuständig ist. Als QA-Manager (Quality Assurance Manager) überwacht er die Zuverlässigkeit von Prozessen, setzt er Kundenanforderungen in Arbeitsschritte um und kümmert sich um Nachhaltigkeit und Innovation.
Warum ist Qualität so entscheidend für Nijdra?
„Weil es sozusagen unsere Daseinsberechtigung ist. Ohne Spitzenqualität kann man ganz einfach nicht Teil der Märkte sein, auf denen wir aktiv sind. Kunden bestellen keine Standardprodukte; sie verlangen Maßarbeit mit sehr engen Toleranzen. Da kann es um ein Teil gehen, dass auf einen tausendstel Millimeter stimmt. Wenn es nicht exakt stimmt, passt es nicht in die Maschine des Kunden. Dann hat nicht nur der Kunde ein Problem, sondern auch wir, denn man verschwendet Zeit, Material und vor allem Vertrauen. Deshalb sage ich: Qualität ist für uns buchstäblich lebenswichtig.“
Welche Trends siehst du die nächsten Jahre auf eurem Fachgebiet?
„Die größte Veränderung ist der Aufstieg der Halbleiterindustrie. Momentan ist das noch ein relativ kleiner Teil unseres Umsatzes, aber wir erwarten, dass sie schnell wächst. Die Nachfrage nach Chips ist enorm. Das kommt durch die künstliche Intelligenz und dadurch, dass fast alle Konsumgüter inzwischen mit dem Internet verbunden sind. Von Kühlschränken bis zu Autos: Überall sind Chips drin. Für die Produktion sind äußerst präzise und saubere Komponenten nötig. Das stellt neue Anforderungen an unsere Arbeit. Es reicht nicht mehr, einfach zu produzieren; Komponenten müssen staubfrei sein, fleckenfrei und in spezielle Cleanroom-Verpackungen verpackt. Ich erwarte, dass dies der Standard wird. In fünf Jahren ist saubere Produktion keine Ausnahme mehr, sondern einfach die Norm. Für uns bedeutet das: mehr Cleanrooms, strengere Verfahren und Mitarbeitende, die anders arbeiten müssen.“
Was verlangt das konkret von den Menschen im Arbeitsprozess?
„Sehr viel Bewusstsein. Ein Mitarbeiter, der ein Teil mit bloßen Händen anfasst, kann es schon unbrauchbar machen. Deshalb arbeiten wir mit Handschuhen und die Teile müssen sofort abgedeckt werden. Es scheint ein kleiner Aufwand zu sein, aber es ist essenziell. Ich verbringe viel Zeit mit Training: erklären, warum es wichtig ist; was passiert, wenn man eine Regel missachtet, und wie das letztendlich auch die Arbeit der anderen berührt.“
Künftig produzieren wir möglicherweise komplett in Cleanrooms. Dann arbeiten Mitarbeitende in speziellen Anzügen in Räumen, wo Staub und Schmutz keine Chance bekommen. Das verlangt Anpassung, aber ich merke, dass die Leute das gerade interessant finden. Sie bekommen dafür Spezialistenarbeit und fühlen, dass sie Teil von etwas Großem sind. Letztendlich geht es um EIN Ding: Jeder muss sich mitbewegen, sonst verliert man den Anschluss an den Markt.“
Nachhaltigkeit wird auch immer wichtiger. Wie siehst du diese Entwicklung?
„Früher fragten Kunden bei einer Anfrage nur nach Preisen und Lieferzeiten. Jetzt hört man immer öfter die Frage: Was macht ihr auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit? Wenn diese Frage nach Zufriedenheit beantwortet wird, kommt dann erst Preis und Lieferzeit zur Sprache. Wir haben seit 2017 eine EcoVadis-Zertifizierung und erreichen Bronze. Das klingt vielleicht bescheiden, aber es bedeutet durchaus, dass wir uns ernsthaft mit Nachhaltigkeit befassen. Wenn wir Silber oder Gold erreichen wollen, müssen wir viel konkreter berichten, zum Beispiel über CSRD-Berichte. Und das kostet Zeit und Energie, aber bringt auch etwas. Großkunden beziehen Nachhaltigkeit inzwischen in die Wahl ihrer Lieferanten mit ein. Ohne Zertifizierung kommt man bei manchen Firmen gar nicht mehr rein. Es ist also nicht nur eine moralische Entscheidung, sondern auch eine strategische.“
Kannst du ein konkretes Beispiel für nachhaltige Innovation bei Nijdra geben?
„Ein schönes Beispiel ist unsere zirkuläre Produktion. Bis vor kurzem wurden Maschinen, die zurückkamen, oft vollständig ersetzt. Jetzt zerlegen wir sie und beurteilen die Kernkomponenten neu. Wenn die noch den höchsten Anforderungen genügen, bauen wir sie in neue Maschinen ein. Das bringt enorme Einsparungen, nicht nur finanziell, sondern vor allem auch in Bezug auf Material und Umweltbelastung. Das Schöne daran ist, dass die Mitarbeitenden das auch gut finden. Früher haben sie nur neue Teile zusammengebaut, jetzt demontieren sie auch und bekommen mehr Abwechslung. Und wenn man dann noch dazusagt, dass es auch besser für die Umwelt ist, sind sie noch schneller überzeugt. Nachhaltigkeit muss man konkret und erfahrbar machen, dann wird es von allein etwas Positives.“
Welche Rolle wird künstliche Intelligenz in eurer Arbeit spielen?
„KI ist viel mehr als ChatGPT. Für uns geht es vor allem um Datenverarbeitung. Wir haben enorme Mengen an Messdaten von Produkten. Momentan füllen wir die oft noch händisch aus und speichern sie im PDF-Format. Künftig liest die KI alle Daten automatisch aus, analysiert sie und gibt Empfehlungen für die Qualitätskontrolle. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht unsere Arbeit auch zuverlässiger. Maschinen können in der Zukunft sogar eigene Messungen durchführen und sich selbst kontrollieren. Damit verschwinden langweilige und repetitive Aufgaben und entstehen mehr Möglichkeiten für Menschen, sich mit komplexen und sensiblen Entscheidungen zu befassen. Ich sehe die KI also nicht als eine Bedrohung, sondern als eine Chance, die Arbeit interessanter zu machen.“
Welche Aufgaben bleiben in deinen Augen immer Menschenwerk?
„Gefühl und Erfahrung. Man kann eine Oberfläche visuell beurteilen und denken: Hier stimmt etwas nicht, auch wenn der Computer sagt, dass es innerhalb der Toleranzen ist. Dieses menschliche Bauchgefühl bleibt wertvoll. Letztendlich geht es um die Kombination: Der Computer erledigt die schwere Datenverarbeitung, der Mensch schaut, ob das Endergebnis stimmt. Außerdem gibt es eine emotionale Seite. Qualität bedeutet auch Stolz auf die eigene Arbeit. Diesen Stolz kann man bei unseren Leuten sehen und das kann man nie völlig automatisieren.“
Wenn du zehn Jahre in die Zukunft schaust, wie sieht Nijdra dann aus?
„Ich erwarte eine Firma, die noch mehr Cleanrooms hat, in der die KI vollständig integriert ist und in der Nachhaltigkeit ein selbstverständlicher Teil der täglichen Arbeit ist. Aber der Kern bleibt gleich: Wir liefern Spitzenqualität und sind Vorreiter in Innovation. Was ich schön finde, ist, dass Kunden oft sagen: Nijdra fliegt als erstes zum Mond. Damit meinen sie, dass wir uns schnell mit neuer Technologie vertraut machen, ob das nun die CNC-Maschine in den Achtzigerjahren waren oder die KI jetzt. Diese Pioniersmentalität macht, dass wir uns von anderen unterscheiden. Und ich denke, dass uns das in den kommenden zehn Jahren noch stärker macht.“
Was bedeutet es für dich persönlich, in einem Familienbetrieb zu arbeiten?
„Ein Familienbetrieb hat immer ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation. Auf der einen Seite ist da der Respekt gegenüber der Vergangenheit und die Art und Weise, wie Dinge gemacht wurden. Auf der anderen Seite ist da der Drang zur Erneuerung. Für mich ist das eine inspirierende Kombination. Man fühl, dass man Teil einer größeren Geschichte ist, aber man bekommt auch genug Freiraum, um die Zukunft zu gestalten. Ich sehe meine Rolle als Verbinder dieser zwei Welten: Ich sorge dafür, dass wir den heutigen Anforderungen genügen, aber gleichzeitig denke ich über die Anforderungen von morgen nach. Das ist manchmal eine Herausforderung, aber es gibt mir auch viel Energie. Letztendlich ist es das, was Qualität bedeutet, nämlich vorausschauen, verbessern und dafür sorgen, dass man immer einen Schritt weiter ist als der Rest.“